Prozess um Hochhaus-Anschlag: Ratinger schweigt weiter
Veröffentlicht: Mittwoch, 29.11.2023 13:54
Am Mittwoch (29.11.) gab es einen weiteren Verhandlungstermin im Prozess nach dem Anschlag auf Einsatzkräfte in einem Ratinger Hochhaus. Der Angeklagte schweigt nach wie vor.

Vor dem Düsseldorfer Landgericht hat sich am Mittwoch der Brandsachverständige geäußert. Neben seinem Gutachten hat der Brandsachverständige auch zahlreiche Fotos aus der Wohnung des Angeklagten gezeigt. Auffällig: Die Wohnung war eine typische Messi-Wohnung – überall Müll, alles voll mit Gegenständen, die man normalerweise so nicht lagern würde. Trotz der teilweise heftigen Brandspuren wird deutlich, wie verwahrlost die Wohnung war, als die Rettungskräfte eintrafen. Die verweste Leiche der Mutter wurde in einem Rollstuhl in einem völlig zugemüllten Zimmer gefunden. Auch Fenster und Spiegel waren mit einer Art Folie bedeckt. Der Eindruck des Sachverständigen: Die Wohnung sollte von außen uneinsehbar sein.
Besonders die beiden Polizisten, die direkt in der Wohnung standen, hatten nach Einschätzung des Brandsachverständigen praktisch keine Chance. Der Angeklagte habe vier bis sechs Liter Benzin mit einem Textilstück angezündet, das in Grillanzünder getränkt war – vermutlich an einem Bügel hängend, damit er sich selbst nicht verletzt. Die Wucht habe die brennende Flüssigkeit bis in den Laubengang vor der Eingangstür geschleudert, wo die Feuerwehrleute standen. Noch dort sei es bis zu 150 Grad warm gewesen; in der Wohnung selbst hätten kurzfristig sogar bis zu 1000 Grad geherrscht, so der Gutachter. Filmmaterial zeigt, wie der Angeklagte nach der Explosion auf den eigenen Balkon geflüchtet ist und den SEK-Beamten auf den umliegenden Balkonen den Mittelfinger zeigt.
Am ersten Verhandlungstag am vergangenen Freitag (24.11.) waren erste Zeugen gehört worden. Zudem wurden vor Gericht Aufnahmen der Bodycams gezeigt. Der Angeklagte, ein 57-jähriger Ratinger, soll im vergangenen Mai in einem Hochhaus in Ratingen-West neun Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und DRK angegriffen und zum Teil lebensgefährlich verletzt haben. Ihm wird versuchter Mord in neun Fällen, gefährliche Körperverletzung und besonders schwere Brandstiftung vorgeworfen.