Kilometerlange Schlangen von Gläubigen - Kardinäle beraten
Veröffentlicht: Donnerstag, 24.04.2025 13:12

Katholische Kirche
Rom (dpa) - Während Gläubige kilometerlang vor dem Petersdom in Warteschlangen stehen, um sich von Papst Franziskus zu verabschieden, schreiten die Planungen der Kardinäle für die Wahl eines Nachfolgers voran. Immer mehr kirchliche Würdenträger kommen in diesen Tagen von überall auf der Welt in Rom an, wo am Samstag die große Trauerfeier für den gestorbenen Franziskus ansteht. Es laufen bereits jetzt Vorabsprachen, wie es danach im Hinblick auf das Konklave zur Wahl eines neuen Pontifex weitergeht.
Am Donnerstagmorgen fand das dritte, offizielle Treffen der Kardinäle seit Franziskus' Ableben am Ostermontag statt. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit dürften die Purpurträger dabei unter anderem über ein Datum für den Beginn des Konklaves sprechen. Noch ist unklar, wann die Neuwahl des Papstes beginnen soll. Es wird damit gerechnet, dass es Anfang Mai werden könnte, bis sich die Kardinäle für das Konklave in die Sixtinische Kapelle zurückziehen.
Streit um in Ungnade gefallenen Kardinal?
Bei Fragen zur Zusammensetzung des Konklaves droht indes Streit: Der wegen eines Finanzskandals bei Franziskus in Ungnade gefallene Kardinal Angelo Becciu wird vom Vatikan bislang als «Nicht-Wähler» geführt, pocht nun aber auf seinen Platz im Konklave. Dem Kirchenmann aus Sardinien waren 2020 von Franziskus im Zuge des großen Betrugsskandals entsprechende Rechte entzogen worden. Sein genauer Status ist aber nicht völlig klar. Becciu argumentierte in einem Zeitungsinterview, er sei von Franziskus rehabilitiert worden. Vom Vatikan gibt es derzeit keine offiziellen Informationen.
Ende 2023 war Becciu als erster Kardinal in der Geschichte der katholischen Kirche von einem Gericht im Vatikan zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. In dem Prozess ging es um fragwürdige Millionendeals in einem Immobilienskandal, in die er verwickelt war.
Riesiger Andrang: Petersdom auch nachts geöffnet
Derweil zieht es nach einer nur kurzen Pause am frühen Morgen die Gläubigen wieder in Scharen in den Petersdom. Dort erweisen sie Franziskus die letzte Ehre, der in einem offenen Sarg vor dem Hauptaltar aufgebahrt ist. Die Leute gehen dicht an dicht auf den Sarg zu und dann links und rechts daran vorbei. Viele halten den Moment mit ihren Smartphones fest, andere beten.
Der Andrang ist immens: Anstatt wie ursprünglich geplant den Petersdom um Mitternacht zu schließen, konnten Gläubige nach stundenlangem Anstehen bis 5.30 Uhr in die wichtigste Kirche des katholischen Glaubens eintreten. Nach eineinhalb Stunden Pause öffneten dann um 7.00 Uhr wieder die Tore.
Zick-Zack-Warteschlangen über Plätze und Straßen
Schnell bildete sich eine etwa einen Kilometer lange Warteschlange. Diese führte teils in Zick-Zack-Linien über angrenzende Plätze und Nebenstraßen. Ordnungskräfte und Freiwillige regelten den Verkehr. Im Laufe des Vormittags wuchs die Warteschlange Schätzungen zufolge auf das Doppelte an. Die Menschen standen dann - teilweise im Regen - in Schlangenlinien auch auf der breiten Via della Conciliazione, die frontal auf den Petersplatz hinführt.
Auch viele deutsche Pilger und Gläubige waren unter den Leuten. «Ich stehe hier mit meiner Gruppe seit halb sechs», schilderte Anja Donaubauer aus der Nähe von Passau. «Wir haben es ein zweites Mal versucht. Gestern Abend so zwischen 18 und 19 Uhr ging gar nichts mehr weiter.» Nach Angaben von Zivilschutz-Chef Fabio Ciciliano kamen fast 50.000 Menschen in den ersten 24 Stunden der öffentlichen Aufbahrung von Franziskus in den Petersdom.
Auch wegen Trump: Extrem aufwendiges Sicherheitskonzept
Wegen der vielen Gläubigen war abzusehen, dass der Petersdom auch in der Nacht von Donnerstag auf Freitag weitgehend offen bleibt. Am Freitagabend aber werde die Basilika um 19.00 Uhr zugemacht und anschließend auch der Sarg verschlossen sowie für die Trauerfeier vorbereitet.
Diese wird die Organisatoren und Sicherheitskräfte in Rom vor eine große Herausforderung stellen. Rund 170 Delegationen aus aller Welt, darunter Staats- und Regierungschefs wie US-Präsident Donald Trump, haben ihr Kommen angekündigt. Polizei und Zivilschutz arbeiten seit Tagen an ihren Konzepten für den Tag.
An diesem muss nicht nur die Feier auf dem Petersplatz organisiert und gesichert werden, sondern auch der Transport des Sarges von Franziskus einmal quer durch die Stadt zur Basilika Santa Maria Maggiore. Dort wird der Pontifex dann in nicht-öffentlichem Rahmen beigesetzt.

